Recherche in der Pandemie – das Licht, die Viren und wir

Unser Plan: Eine Geschichte zu schreiben über Licht, das Viren unschädlich machen kann und Menschen bei Osram, die dies mit ihrer Forschung ermöglichen. Doch eine Pandemie zwang uns, auf Abstand zu gehen und gehörig zu improvisieren. So wurde COVID-19 Dreh- und Angelpunkt unseres Projekts.

Was für ein Jahr. 2020. Gefühlt: Ausnahmezustand in Dauerschleife. Nebenbei leben und arbeiten, so gut das im Notbetrieb eben geht. Für die Story über Osram und die Arbeit an der UV-C-LED-Keimkiller-Lösung war die Pandemie Dreh- und Angelpunkt – im Positiven wie im Negativen. Ohne COVID hätte es den Artikel vermutlich nicht gegeben, wegen COVID fast auch nicht. Wie das?

Einerseits hat das Virus der Forschung bei Osram einen enormen Schub gegeben. Der Markt schreit nach LED-Lösungen zur Entkeimung von Oberflächen, Luft und Wasser mit UV-C-Licht. Das Entwicklerteam des Lichtkonzerns will sie liefern, möglichst bald in Serie. Damit hatten wir geniales Futter für einen spannenden Beitrag, noch dazu mit aktuellem Aufhänger. Oder eher: Hätten wir gehabt – denn die Pandemie verhinderte gleichzeitig, was ein Artikel mit Tiefe eigentlich braucht: die gemeinsame Recherche mit dem Fotografen vor Ort, die persönlichen Gespräche mit den Forschern im Labor. Ein Gespür für ihre Arbeit und die Persönlichkeiten zu entwickeln, ist ein Muss.

Projektarbeit in pandemischen Zeiten

Doch das Virus machte uns einen Strich durch den schönen Plan. Stattdessen Zugangsbeschränkungen auf dem Betriebsgelände. Besuche von Redakteurin und Fotograf fielen da unter nicht betriebsnotwendig. Die Enge des Labors, die Nähe zu den Protagonisten, die wir auch auf den Fotos transportieren wollten – keine Chance! Reisen und übernachten erwies sich ebenfalls als problematisch. Also: kalte Recherche vom Homeoffice aus, Microsoft-Teams-Interviews Höhepunkte der Recherche.

Recherchen und Shooting improvisieren

Fischen im Trüben, so fühlte sich das dann auch an. Da war diese Blackbox, prallgefüllt mit super spannenden physikalischen und technischen Details. Aus der Ferne für einen Halbleiter-Laien aber nicht unbedingt einfach zu verstehen. Die Ansprechpartner hätte ich lieber an deren Arbeitsplatz erlebt, um zu sehen wie sie sind und was sie da genau tun, so in echt. Stattdessen blieb uns das virtuelle Gespräch von Homeoffice zu Homeoffice, mit einem leicht zeitverzögerten Bild auf dem flimmernden Schirm.

„Geht das überhaupt, diesen Artikel auf Distanz zu schreiben? Kommt am Ende raus, was soll?“

Julia Stolte, Die Magaziniker

Geht das überhaupt, diesen Artikel quasi auf Distanz zu schreiben? Kommt am Ende raus, was unserem Anspruch genügt? Diese Frage stellte ich mir häufig. Immer dann, wenn das Schreiben zäh wurde, weil das persönliche Erleben fehlte. Was half, war durch kleine Schreibpausen immer wieder Abstand zum Text zu gewinnen. Wo dieser fehlte, rettete mich der neutrale Blick meiner Kollegin Annina. Die Autorenweisheit „Kill your darlings“ in die Tat umzusetzen, fiel ihr naturgemäß deutlich leichter als mir. Sie packte die textliche Feile aus und half beim Entschlacken, Straffen, und Aufhübschen des Beitrags.

Fotograf Jan Hosan beim Shooting im Pförtnerhäuschen: „Das war schon hardcore. Aber die Bilder mag ich.“

Partnerschaftlich trotz Pandemie: Mit Abstand eng zusammenarbeiten

Die Corona-Beschränkungen haben auch die Shootings für Fotograf Jan Hosan nicht einfacher gemacht, ganz im Gegenteil. Wobei der erste Termin noch recht entspannt stattfinden konnte, auch wenn alle zu fotografierenden Objekte aus Süddeutschland eigens nach Berlin gebracht werden mussten. Dort waren die Herausforderungen vor allem fotografischer Natur. Jan berichtet: „Das kleinste zu fotografierende Objekt maß gerade mal 0,5 x 0,5 Millimeter, die Fachkamera hatte also ihren Einsatz. Zusammen mit einem meiner Spezialobjektive: Eigentlich für die Qualitätssicherung in der Automobilindustrie entwickelt, habe ich mir die Optik eigens für solche Extremfälle umbauen lassen.“

Fotograf baut Lichtstimmung mit Improvisationstalent

Beim nächsten Shooting mit zwei der Protagonisten in Regensburg war Corona ein deutlich größeres Thema, denn die Zugangsbeschränkungen hatten sich nochmals verschärft. Aufnahmen in den Firmengebäuden waren damit ausgeschlossen. Für Jan hieß das einmal mehr: improvisieren! „Auf dem Parkplatz hätte ich zur Not auch fotografieren können, aber ich brauchte den Zugang zu einer Steckdose. Um dieselbe Lichtstimmung wie auf den Bildern aus Berlin zu erzeugen, hatte ich mir extra ein Board mit LED für die Portraits gebaut und ohne Strom geht das nicht.“

Den hat Jan dann auch bekommen: „Dank der enorm entspannten Mitarbeiter bei Osram fand das Shooting mega improvisiert im Pförtnerhäuschen statt.“ Das natürlich mit genug Abstand und Maske. „Für mich seit Monaten eine Herausforderung, denn die Brille ist immer beschlagen, eine Interaktion dank fehlender Mimik ist quasi unmöglich und ich arbeite immer mit einer Kompromiss-Brennweite – und das mit sehr wenig Zeit“, sagt Jan. „Das war schon hardcore. Aber die Bilder mag ich.“

Und jetzt steht sie also da, unsere sechsnull-Geschichte über Licht und Viren. Im besten aller Fälle merkt man ihr nicht an, unter welchen Bedingungen sie entstand. Weil es doch ging. Nicht zuletzt, weil Hans-Jürgen Lugauer, Alexander Wilm und André Köhler nicht müde wurden, mir die Dinge so zu erklären, dass ich sie auch ohne technisches Studium und langjährige Lichterfahrung verstand. Immer geduldig, konstruktiv, extrem humorvoll und bereit, fürs Shooting vor Lichtinstallationen im Pförtnerhäuschen zu posieren.

Schön, wenn wir den Herausforderungen trotzen. Aber auch schön, wenn hoffentlich bald mal alles anders ist und der persönliche Austausch den digitalen wieder ablöst. Denn wir freuen uns drauf, bei unseren Recherchen, gemeinsam und persönlich mit interessanten Menschen in spannende Zukunftswelten einzutauchen.


Licht gegen Viren – 1:0

Wie das Osram-Entwicklerteam an UV-C-Lösungen arbeitet, können Sie in dem Artikel von Magazinikerin Julia Stolte und dem Fotografen Jan Hosan „Licht gegen Viren – 1:0“ lesen.

6.0 – Wir zeigen Zukunft

Der Fotograf Jan Hosan, der die Osram-Bilder fotografiert hat, hat etwa hat auch an DIESER Geschichte mitgearbeitet (über die man auch natürlich hier im Blog was lesen kann.)


Haben Sie auch eine 6.0-Geschichte?

„6.0 – Wir zeigen Zukunft“ ist ein Projekt der beiden Agenturen Die Magaziniker und Fotogloria. Haben Sie auch eine Geschichte, die wir bei 6.0 – Wir zeigen Zukunft unbedingt erzählen sollten, dann melden Sie sich gerne und jederzeit unter zukunft@sechsnull.de.